Seit jeher wollen die Menschen sich in ihrer Schlauheit messen. Wir alle kennen den sogenannten „Intelligenzquotienten“, oder kurz: IQ. Dieser soll es ermöglichen, die Menschen nach einem Intelligenzfaktor in einem Ranking zu klassifizieren. Mittlerweile gibt es im Netz etliche Intelligenztests, mit denen jeder angeblich seinen wahren IQ ermitteln kann. Schwierig ist es trotzdem anhand von einem IQ-Test die Menschen nach ihrer Intelligenz einzuordnen. Denn „intelligent sein“ kann man in vielen Bereichen. Und diese Bereiche sind nicht ohne Weiteres miteinander zu vergleichen. Deshalb konzentrieren wir uns hier auf Menschen, die mit ihrem Köpfchen unsere Welt, Kultur, Wissenschaft und Geschichte geprägt haben. Dabei fällt auf, dass viele der außergewöhnlich schlauen Menschen auch sehr ungewöhnliche Persönlichkeiten waren. Von Allround-Künstlern, über Exzentriker, Autisten, Weltraumspezialisten, bis hin zu Zukunftsvisionären: Diese 7 Menschen zeigen, dass schlau nicht langweilig heißt. Im Gegenteil!
1) Leonardo Da Vinci - Der Alleskönner
- 15. April 1452 - 2. Mai 1519
- Geschätzter IQ nach financesonline.com: 200
Wir fangen mit dem vielleicht bekanntesten Universal-Genie der Menschheitsgeschichte an. Leonardo Da Vinci war ein wahres Multitalent. Davon abgesehen, dass er einer der bedeutendsten Maler und Zeichner der Kunstgeschichte ist, war Leonardo auch ein unermüdlicher Wissenschaftler, der seiner Zeit in vieler Hinsicht weit voraus war. Er war Maler, Bildhauer, Architekt, Biologe, Anatom, Mechaniker und Ingenieur in einer Person! Bereits als junger Mensch zeigte Leonardo großes künstlerisches Talent. Im Jahr 1470 begann er in Florenz seine Ausbildung zum Maler. Das berühmteste Werk bleibt bis heute die Mona Lisa, um die sich etliche Mysterien kreisen. Eine Theorie besagt, dass Leonardo sich selbst in Frauenform gemalt hätte. Eine andere These meint, dass der Name Mona Lisa ein Anagramm für Mon Salai (deutsch: Mein Salai) sei. Salai war nämlich der Lehrling von Leonardo und angeblich sein heimlicher Liebhaber. Dies würde auch erklären, warum Leonardo das Gemälde zeitlebens nicht verkaufen wollte, es bedeutete ihm wohl besonders viel. Immer wieder faszinierend für die Besucher des Louvre in Paris ist es, dass die Augen der Mona Lisa dem Zuschauer immer folgen, egal wo er sich im Raum befindet. Leonardo sah sich selbst als „Natur-Künstler“. Das heißt, dass er versuchte, die Realität und die Schönheit der Natur darzustellen. Dies erklärt auch sein besonderes Interesse an der Anatomie: Er war besessen davon, den menschlichen Körper zu verstehen und ihn naturgetreu abzubilden. Daraus entstand seine berühmte Zeichnung Der vitruvianische Mensch (1492), den ihr bestimmt schon mal auf der italienischen Euro-Münze gesehen habt.
Leonardo soll insgesamt mehr als 30 Leichen seziert haben. Er nutzte die Erkenntnisse daraus
sowohl für seine Zeichnungen als auch für wissenschaftliche Entdeckungen: Unter anderem
entdeckte er die Verkalkung von Gefäßen bei alten Menschen! Insbesondere aber interessierte ihn
die Entstehung des menschlichen Kindes im Mutterleib. Er untersuchte und zeichnete den Fötus in
den verschiedenen Stadien in der Gebärmutter.
Auch als Ingenieur ging Da Vinci neue Wege! Er entwarf und baute das erste U-Boot der
Geschichte. Er war der erste, der die Oberflächenspannung eines Wassertropfens entdeckte. Er
entwarf den Vorläufer des Hubschraubers und tüftelte an einem Panzer. Auch heute noch wird die
Ingenieurskunst Leonardos in die Praxis umgesetzt: in der Stadt As in Norwegen wurde die
hochmoderne Leonardo-Brücke nach den Plänen des italienischen Renaissancekünstlers gebaut.
Übrigens: Zur Ehrung seiner astronomischen Erkenntnisse, wurden ein Mondkrater, ein Marskrater
und ein Asteroid nach Leonardo benannt.
2) Johann Wolfgang von Goethe - Mehr als nur Dichter
Goethe kennen die Meisten nur aus der Schule. Faust, das zweiteilige Hauptwerk des Dichters,
mussten viele von uns bis zum Umfallen büffeln. In letzter Zeit war der Name des Dichterfürsten
wieder in aller Munde, wenn auch falsch geschrieben, auf den Postern der Filme Fack Ju Göhte.
Doch wer von euch wusste, dass Goethe nicht nur Schriftsteller sondern auch begabter
Wissenschaftler und Allround-Talent war?
- 28. August 1749 - 22. März 1832
- Geschätzter IQ nach financesonline.com: 200-220
Goethe stammte aus gutem Hause und genoss eine aufwendige private Bildung. Schon sehr jung
erzielte er neben seinen schriftstellerischen Leistungen große Erfolge in der Politik: Am Weimarer
Hof war er rund 25 Jahre lang Minister. Außerdem war er in Weimar Leiter des Hoftheaters.
Bereits zu seinen Lebzeiten war Goethe als kluger Kopf sehr geschätzt und bekannt. Sogar
Napoleon lud ihn mal zu einer Privataudienz ein!
Goethe studierte auf Wunsch seines Vaters Jura. Doch er war mehr an Kunst und Wissenschaft als
am Recht interessiert: Während der Studienzeit besuchte Goethe literarische Vorlesungen, ließ sich
als Zeichner ausbilden und erlernte das Handwerk des Kupferstiches. Trotzdem beendete er das
Studium erfolgreich und öffnete eine Anwaltskanzlei. Nach weiteren politischen Erfolgen, wurde
Goethe im Jahr 1782 vom deutschen Kaiser geadelt. Mit nur 33 Jahren war er damit der mächtigste
Mann in Weimar, nur der Herzog stand über ihm.
Er interessierte sich weiterhin für Botanik, Geologie und Anatomie, schrieb mehrere Bücher über
Gesteine und Mineralien. Im Jahr 1784 entdeckte Goethe den sogenannten Zwischenkieferknochen.
Ihm war jedoch nicht bewusst, dass kurz zuvor ein französischer Wissenschaftler den Knochen
bereits gefunden hatte. Er untersuchte außerdem die Metamorphose der Pflanzen und begründete
somit die heutige Morphologie. 1810 veröffentlichte Goethe dann seine kontroverse Farbenlehre,
an der er zwanzig Jahr gearbeitet hatte, und die versuchte, das Wesen der Farben zu erklären.
Zudem beherrschte Goethe viele Sprachen perfekt und übersetzte literarische Werke aus dem
Französischen, dem Italienischen, Spanischen, Lateinischen und Altgriechischen.
Insgesamt hinterlässt uns Goethe rund 3000 Gedichte, 3000 Zeichnungen, etliche Dramen und
Prosastücke, und vielfältige wissenschaftliche Studien.
Auch in eurer Stadt ist bestimmt mindestens eine Schule nach dem Allrounder Johann Wolfgang
von Goethe benannt, nicht wahr?
3) Stephen Hawking - Für die Aufklärung der Menschheit
Hier geht es um den Mann, den man immer mit seine Roboter-Stimme und seinem High-Tech-
Rollstuhl assoziiert: Der Astronom und Schriftsteller Stephen Hawking.
- 8. Januar 1942 - 14. März 2018
- Geschätzter IQ laut learning-mind.com: 160
Im Alter von 21 Jahren wurde bei Stephen Hawking die Nervenkrankheit ALS diagnostiziert.
Damals war er ein junger, vielversprechender Astronomie-Student. Die Ärzte prophezeiten ihm nur
noch einige Jahre Lebenszeit. Hawking sollte diese Prognose jedoch auf die Probe stellen!
Mit nur 24 Jahren erhielt er seinen PhD an der Universität Cambridge mit einer Arbeit über die
Ausdehnung des Universums. In Cambridge fing er daraufhin auch an zu lehren, veröffentlichte
etliche wissenschaftliche Arbeiten und wurde schließlich Professor für Gravitationsphysik.
Hawking lieferte bedeutende Erkenntnisse im Feld der Singularitäten der allgemeinen
Relativitätstheorie und in der Untersuchung von Schwarzen Löchern.
Neben den Veröffentlichungen innerhalb von wissenschaftlichen Kreisen ist jedoch Hawkings
größte Leistung, die Wissenschaft für jeden Menschen, ob Gelehrter oder nicht, zugänglich zu
machen. Sein Buch Eine kurze Geschichte der Zeit (1988) wurde zum Bestseller und erklärte in
einfacher Sprache die Entstehung des Universums. Hawking scheute die Öffentlichkeit nicht und
nahm jede Möglichkeit wahr, um den Menschen die Faszination des Kosmos näher zu bringen. In
den achtziger Jahren besuchte er sogar den Vatikan: Er erklärte, dass unser Universum keine
Grenzen habe, deswegen auch keinen Anfang und kein Ende, und darum benötige es auch keinen
Schöpfergott.
Bis zu seinem Tod im März dieses Jahres, versuchte Hawking die Menschheit vor bevorstehenden
Gefahren wie Atomkriege und Klimawandel zu warnen. Auch prophezeite er große
Herausforderungen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, die in Zukunft unser Leben beherrschen
wird.
4) Grigori Perelman - Der Anti-Wissenschaftler
- 13. Juni 1966 - heute
- IQ: unbekannt
Dieser wild aussehende Mathematiker ist den meisten wahrscheinlich weniger bekannt. Dabei
handelt es sich um einen außergewöhnlichen Denker und faszinierend-komischen Menschen.
Grigori Jakowlewitsch Perelman ist ein russisches Mathematik-Genie. Bereits als Schüler gewann
er eine Goldmedaille bei der Internationalen Mathematik Olympiade, und dies mit perfekter
Punktzahl! Aufgrund seiner jüdischen Herkunft hatte er in Russland Schwierigkeiten, an
Universitäten die verdiente Anerkennung zu erlangen. Trotzdem schaffte er es an der Uni Leningrad
im Thema der Sattelflächen in Euklidischen Räumen zu promovieren. Im Anschluss wurde
Perelman an renommierte Universitäten in New York, Berkeley und Princeton eingeladen.
Perelman war ein menschenscheuer Einzelgänger und hielt sich nicht an wissenschaftliche
Vorgaben: Er weigerte sich wissenschaftliche Publikationen zu veröffentlichen und legte sich gerne
mit seinen Vorgesetzten an. Etliche Preise, darunter auch das Preisgeld von einer Million Dollar des
Clay Mathematics Institute, lehnte er schlichtweg ab! Er weigerte sich auch, seine Theorien zu
erklären, dies sollten andere Leute tun, so seine Überzeugung. Im Jahr 2006 erhielt Perelman die
renommierteste Auszeichnung (den inoffiziellen Nobelpreis der Mathematik); die sogenannte
Fields-Medaille. Auch diese Auszeichnung lehnte er stur ab.
Eine Zeit lang lebte Grigori sehr isoliert und ohne Festanstellung in der Hütte eines Freundes, bevor
er wieder in das Haus seiner Mutter in St. Petersburg zog, wo er bis heute wohnt.
5) Kim Peek - Zwischen Genie und Behinderung
- 11. November 1951 - 19. Dezember 2009
- IQ: 87 (unter dem Durchschnitt!)
Laurence Kim Peek beweist, dass Intelligenz nur sehr schwer zu definieren ist. Mit einem
nachgewiesenen IQ von 87, liegt Peek unter dem Durchschnitt der meisten Menschen. Trotzdem,
oder gerade deswegen, war er in vieler Hinsicht ein außergewöhnliches Genie.
Peek wurde mit einer sehr schweren geistigen Behinderung geboren. Seine beiden Gehirnhälften
waren nur minimal miteinander verbunden. Die Ärzte sahen wenig Hoffnung.
Als Kind lag er beim Sprechen und Bewegen gegenüber Gleichaltrigen weit zurück, doch Kim
zeigte bereits sehr früh eine außergewöhnliche Fähigkeit: Er besaß ein unfassbares Gedächtnis! Im
Alter von 4 Jahren kannte er bereits acht Lexikon-Bände Wort für Wort auswendig. Mit 12 sollte er
zur Bescherung an Weihnachten ein kleines Gedicht aufsagen. Er jedoch, rezitierte die gesamte
Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium von Kaiser Augustus bis zu den Hirten mit etwa
40 Zeilen aus der Bibel. Er hatte die Geschichte zuvor nie gelesen, sondern sie am selben Tag in der
Kirche gehört und sich eingeprägt. Außerdem konnte Peek jede beliebige Melodie am Klavier
nachspielen, nach nur einmaligem Hören.
Als Peek 33 Jahre alt war, lernte er den amerikanischen Drehbuchautor Barry Marrow kennen.
Dieser war von dem ungewöhnlichen Peek fasziniert und schrieb nach seinem Vorbild einen Film
über ein autistisches Genie, der Peek international bekannt machen sollte: Rain Man, mit Dustin
Hoffman und Tom Cruise in den Hauptrollen (1988).
6) Neil deGrasse Tyson - Kosmologe und Internet-Meme
- 5. Oktober 1958 - heute
- IQ: unbekannt
Neil deGrasse Tyson ist ein amerikanischer Astrophysiker. Ähnlich wie Stephen Hawking oder auch
Carl Sagan, ist Tyson bemüht, die Faszination der Wissenschaft jedem Menschen auf zugängliche
Art und Weise zu vermitteln. Er versucht (erfolgreich) das Stereotyp des langweiligen
Wissenschaftlers zu brechen, indem er mit viel Wortwitz und Geduld ein junges Publikum
anspricht.
Bereits mit 15 hielt Tyson erste Vorlesungen an der Universität. Seitdem beschäftigt er sich
insbesondere mit den Sternen und mit der Galaxie. Unter anderem war er zuständig dafür, dass
Pluto nicht mehr zu den neun Planeten gezählt wurde, sondern als Zwergplanet eingestuft wurde.
Nach dem Vorbild von Carl Sagan, ein berühmter Astrophysiker und Fernsehmoderator (ihr kennt
bestimmt sein bekanntes Video Pale Blue Dot), führt Tyson die Sendung Unser Kosmos weiter, eine
Dokureihe über Astronomie.
Ihr kennt Tyson bestimmt auch aus Podcasts, wo er gerne auftritt. Und ihr kennt sicherlich dieses
bekannte Internet-Meme, mit dem er es endgültig in unsere Popkultur geschafft hat:
7) Elon Musk - Der richtige Iron Man?
Foto-Quelle: https://cdn1.thr.com/sites/default/files/imagecache/landscape_928x523/2016/06/elonmusk.jpg
- 28. Juni 1972 - heute
- geschätzter IQ laut quora.com: 155
Elon Musk ist ohne Zweifel der interessanteste Unternehmer unserer Zeit. Aufgrund seiner
Fähigkeiten als Ingenieur und seinem philanthropischen Denken wird er gerne mit einem realen
Tony Stark (Iron Man) verglichen. Und dies auch aus gutem Grund:
Elon Reeve Musk hatte keine einfache Kindheit. In Südafrika geboren, hatte er bereits früh
Schwierigkeiten, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Er galt als schüchterner Nerd und
wurde oft gehänselt und gemobbt. Nachdem er von Mitschülern verprügelt wurde, verbrachte er
sogar einige Tage im Krankenhaus.
Schon als Kind bewies Musk hohe Intelligenz und gleichzeitig unternehmerisches Talent: Bereits
mit 10 Jahren interessierte er sich intensiv für Computer und mit 12 entwickelte und programmierte
er sein eigenes PC-Spiel Blastar, was er anschließend für rund 500 Dollar an eine
Computerzeitschrift verkaufte. Nach einer erfolgreichen studentischen Karriere in VWL und Physik
wurde Musk zu einem PhD-Programm zugelassen, was er jedoch bereits nach zwei Tagen abbrach,
um seine eigene Firma zu gründen: ein Online-Medienunternehmen namens Zip2. Nach 4 Jahren
kaufte Compaq das unternehmen für 307 Millionen Dollar auf. Musk selbst erhielt 22 Millionen,
mit denen er sofort neue Projekte in Angriff nahm. Er gründete ein Onlinebezahlsystem namens
X.com, welches mit PayPal fusionierte. Musk besaß mehr als 11 Prozent Firmenanteile von PayPal
als es 2002 für 1,5 Milliarden US-Dollar an Ebay verkauft wurde. Jetzt besaß der Visionär genug
Eigenkapital um sich auf sein wahres Interesse zu konzentrieren: Bahnbrechende technologische
Produkte entwickeln, die die Menschheit voranbringen!
Seit 2002 tüftelt Musk mit seiner Firma SpaceX an sicheren Methoden des Weltraumtourismus.
Nebenbei bringt die Firma Satelliten in den Orbit für etablierte internationale Firmen. Seit 2004
entwickelt Musks Firma Tesla Elektroautos, die gegen unsere Verpestung mit Co2 wirken sollen.
Seit 2006 konzipiert und produziert Musks Firma SolarCity Solarstromanlagen, die eine grüne
Energiewende herbeiführen sollen. Seit 2013 entwickelt Musk mit Hyperloop eine revolutionäre
Möglichkeit des Transports: Durch unterirdische Tunnels und Röhren will er Fahrzeugkapseln in
Hochgeschwindigkeit rasen lassen; damit will er das Verkehrsproblem in Großstädten lösen.
Außerdem besitzt Musk ein gemeinnütziges Unternehmen (OpenAI), das die Vor-und Nachteile von
Künstlicher Intelligenz erforschen will, und eine Firma, die die Vernetzung des menschlichen
Gehirns mit Maschinen untersucht (Neuralink).
Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass es Parallelen zwischen dem Comic-Helden Tony
Stark und dem realen Tüftlergenie Elon Musk gibt. Wir können alle gespannt sein, was sich dieser
Unternehmer noch alles einfallen lässt, um unsere Zukunft zu gestalten.
Vielleicht fliegt er ja irgendwann, genau wie Iron Man, mit einem Stahlanzug durch die Lüfte?