Beitrag verfasst von Jacques.
Der Mensch hält sich gerne für das schlauste Tier der Welt. Doch sollte man
einige andere Tierarten dieser Erde nicht unterschätzen! Ob an Land, im
Wasser oder in der Luft: Diese außergewöhnlichen Tiere beweisen, wie viel
Grips sie besitzen und zu welchen verblüffenden Leistungen sie in der Lage
sind.
1) Raben — die klügsten Diebe im Tierreich?
Diese schlauen Vögel haben zu Unrecht einen schlechten Ruf: In Märchen und
Sagen stehen sie seit dem Mittelalter für eine unheilvolle Verheißung und für
den Tod. Dabei sind Raben und Krähen nicht nur besonders schlau, sie sind
auch sehr gesellig und loyal. Generell leben sie monogam und sind ihrem
Partner bis zum Lebensende treu.
Spätestens seit der amerikanischen Serie Game of Thrones, rücken die Raben
als intelligente Begleiter des Menschen in den Vordergrund. Raben sind
sogenannte „Kulturfolger“, das heißt sie folgen dem Menschen, wo immer
dieser hinzieht, da sie verstanden haben, dass ihnen im Umfeld von
menschlichen Siedlungen mehr Nahrung zur Verfügung steht.
Bei der Nahrungsbeschaffung zeigen sich einige Rabenarten als besonders
listig. In Finnland wurden Raben dabei beobachtet, wie sie die unbewachten
Angelleinen von Eisfischern aus den Löchern ziehen und den daran hängenden
Fisch klauen. Und selbst gehen sie auch in gewisser Weise „angeln“, nämlich
nach Insekten: Bestimmte Arten sind dafür bekannt, dass sie mit kleinen Ästen
und Blattstielen in Baumlöchern herumstochern, bis dass sich eine Larve daran
verbeißt und herausgefischt wird. An der Küste lebende Kolkraben hingegen
werfen gezielt Grasbüschel auf die Nester von Möwen, um sie abzulenken und
anschließend die unbewachten Eier zu stehlen. Die Allesfresser sind den
meisten Tieren überlegen und nutzen ihre Intelligenz und Geduld schamlos aus,
um satt zu werden: In Parks wurden Krähen dabei beobachtet, wie sie geduldig
darauf warten, dass Eichhörnchen tief vergrabenes Essen aus Mülleimern kramen, um ihnen die Beute dann sogleich
abzuluchsen.
Raben sind zudem sehr lernfähig und können im Voraus planen. So nutzen sie
zum Beispiel den Straßenverkehr als Werkzeug: An roten Ampeln legen sie
Nüsse aus und warten darauf, dass sie von den Autoreifen geknackt werden.
Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum führten mit Raben den
sogenannten „Spiegeltest“ durch, bei dem den Tieren ein roter Punkt auf den
Kopf geklebt wurde. Die Raben versuchten im Angesicht ihres Spiegelbilds den
Punkt zu entfernen, was davon zeugt, dass sie sich selbst im Spiegel erkennen!
Eine Fähigkeit, die selbst viele Säugetiere nicht besitzen.
2) Schimpansen und Bonobos — fast wie ein Mensch
Unter allen Lebewesen im Tierreich kommen diese intelligenten Affen dem
Menschen wahrscheinlich am Nächsten. Tiere, die in Gefangenschaft unter
Menschen aufwachsen, zeigen sich als besonders lernfähig. Bonobos sind unter
anderem dazu in der Lage, sich Begriffe und Symbole zu merken und darüber
zu kommunizieren: Der berühmteste Bonobo-Schüler heißt Kanzi und
beherrscht über 200 Begriffe, die er über eine spezielle Tastatur kommuniziert.
So erinnert er zum Beispiel gerne seine Pfleger daran, dass sie ihm am Morgen
eine Banane versprochen haben, die er noch nicht bekommen hat. Einige
Forscher vergleichen die Intelligenz von Bonobos mit der von zweijährigen
Menschenkindern.
Schimpansen leben in ausgeklügelten Hierarchien. Ein Stamm von 100
Exemplaren teilt sich in mehrere Untergruppen mit jeweiligen Anführern auf.
Um die Rangordnungen gibt es zum Teil heftige Kämpfe und Intrigen.
Bei den Bonobos gehen generell die Weibchen auf die Jagd. Und gejagt wird
alles! Vor allem stehen kleine bis mittlere Säugetiere auf dem Menü, aber auch
andere Primaten — so hat man vor Kurzem herausgefunden — werden
gelegentlich zur Beute.
Im Gegensatz zu den ruhigeren Bonobos jedoch, sind Schimpansen zu
ausgeklügelter Gewalt fähig. Denn die besondere Intelligenz und die Fähigkeit
vorauszuplanen, bringt auch dunkle Facetten mit sich, die wir Menschen nur
allzu gut kennen: Im Jahr 2008 gelang es einer Film-Crew von BBC Earth einen
brutalen Krieg unter Schimpansenstämmen zu filmen. Eine Gruppe von
Kriegern dringt ins gegnerische Territorium ein und spürt die nichts-ahnenden
Affen auf. Aus dem Hinterhalt stürmen die Angreifer mit lautem Getöse hervor
und schlagen auf Baumstämme, um ihre Gegner einzuschüchtern. Dem
Großteil gelingt es zu flüchten, doch einige Jungtiere werden von den
Angreifern gefangen und anschließend gemeinsam gefressen.
Es war ein geplanter Angriff, um neues Land für sich zu gewinnen, und der
Beweis dafür, dass Affen zu gezielter Kriegsführung fähig sind, die unserer gar
nicht so unähnlich ist.
Diese Erkenntnis macht Filme wie Der Planet der Affen wohl noch um einiges beunruhigender.
3) Kraken — acht Arme sind besser als zwei
Sie sehen aus wie fremdartige Aliens aus den Tiefen der Ozeane.
Kraken gelten mittlerweile als die intelligentesten Weichtiere der Welt. In der
Vergangenheit haben sich etliche Legenden um diese Tiere gedreht. So sollen
Monster-Tintenfische ganze Schiffe in die Meerestiefe gezogen haben, um die
Seemänner zu verspeisen.
Diese Gerüchte entsprechen zwar nicht der Wahrheit, doch sind Kraken
trotzdem faszinierende Lebewesen. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass Kraken drei
Herzen haben, und dass ihr Blut blau ist?
Sie sind nicht nur sehr geschickt mit ihren acht extrem beweglichen Armen
sondern auch sehr lernfähig. Sie tun alles, um an Nahrung zu kommen.
Wissenschaftler stellten den Kraken einige Aufgaben, und waren von den
Fähigkeiten dieser Meeresbewohner verblüfft. In Gefangenschaft können die
Achtbeiner verschiedene Menschen voneinander unterscheiden. Außerdem
versuchen sie ständig aus ihren Aquarien zu flüchten, was Einigen auch gelingt.
Marmeladengläser mit festem Schraubverschluss konnten die schlauen Kraken
problemlos aufschrauben, um ans Futter zu kommen.
In freier Wildbahn sind Kraken zudem Meister des Versteckspiels: Ein Oktopus
kann jeden Punkt seiner Haut wie das Pixel eines Fernseh-Bildschirms einfärben
und beliebige Muster abbilden, um sich in seiner Umgebung zu tarnen.
Außerdem sammeln Kraken Objekte wie Kokosnussschalen, und tragen sie bei
sich, um sich im Falle von Gefahr schnell darunter zu verstecken.
4) Schweine — die unterschätzten Denker
Noch ein Tier, das besser als sein Ruf ist.
Der Ausdruck „du dummes Schwein“ sollten wir vielleicht nochmal überdenken.
Denn er ist nicht ganz passend: Schweine mögen zwar nicht gut riechen aber
sie sind überaus clever, und werden in ihrem Denkvermögen manchmal sogar
mit unserem besten Freund, dem Hund, verglichen.
Wissenschaftler aus Niedersachsen führten vor Kurzem ein erstaunliches
Experiment durch: Sie schafften es, einer Gruppe von 40 Schweinen Namen
beizubringen! Von klein auf nannten die Forscher die Ferkel bei ihrem Namen.
Später entwickelten sie ein System, das den Grips der Schweine beweisen
sollte: Über einen Lautsprecher riefen sie die Schweine einzeln auf, um nach
und nach zur Futterkrippe zu kommen. Nach einer Weile verstanden die
Testschweine das System und warteten fortan geduldig, bis ihr Name
aufgerufen wird. Wie beim Bäcker, wenn man eine Nummer zieht!
Auch Schweine gehören übrigens zu der kleinen Gruppe von Tieren, die sich
selbst im Spiegel erkennen können. Neben Raben, Delfinen und Primaten,
besitzen diese besondere Fähigkeit auch die folgenden Dickhäuter.
5) Elefanten — ein besonderes Gedächtnis
„Ein Elefant vergisst nie!“
Jeder kennt das Sprichwort. Doch stimmt es wirklich?
Wir Menschen vergessen gerne mal Sachen aus dem Alltag. Wo der
Hausschlüssel liegt, wo man geparkt hat, oder wann noch mal der Geburtstag
der guten Freundin ist. Bei Elefanten jedoch gibt es das Gerücht, dass sie ein
ganz besonderes Gedächtnis besitzen. Und dies stimmt auch!
Doch anders als das Merken von Parkplätzen oder Geburtstagen beim
Menschen, ist das leistungsfähige Gedächtnis der Elefanten wirklich
überlebenswirklich. Es geht nämlich darum, auch nach längerer Zeit, Elefanten
aus anderen Gruppen wieder zu erkennen und sie als freundlich oder feindlich
einzuordnen. Wenn man Elefant ist, ständig die Gruppenzugehörigkeit
wechselt, etliche Kilometer im Jahr zurücklegt, und bis zu 90 Jahre alt wird, trifft
man im Laufe der Zeit auf sehr viele Artgenossen. Im Gegensatz zum
Menschen benutzt der Elefant bei der Erkennung jedoch kaum seine Augen,
sondern seine beiden anderen, übergroßen, Sinnesorgane: den Rüssel und die
Ohren. Zum Einen können sie damit herannahende Tiere schon kilometerweit
erahnen. Zum Anderen graben sich olfaktorische (Geruch) und akustische
(Gehör) Eindrücke viel tiefer ins Gedächtnis ein als visuelle Merkmale.
In Zoos wurde übrigens beobachtet, dass Elefanten bewusst Orte im Gehege
vermeiden, an denen Eis verkauft wird, da sich dort an warmen Tagen
besonders viele lärmende Kinder tummeln.
Auch einzelne Menschen, die ihnen in der Vergangenheit wehgetan haben,
können Elefanten auf Lebenszeit noch am Geruch erkennen. Man sollte sich
also besser nicht mit den großen Dickhäutern anlegen.