Wenn man durch die Straßen Wiens wandelt, verschwendet man wohl selten einen Gedanken daran, dass sich unter den eigenen Füßen im Untergrund quasi eine zweite Stadt verbirgt. Verworrene Kanalsysteme, dunkle Gruften – wir erzählen dir das ein oder andere tödlichen Geheimnis, das unter der Erde liegt.
1. Rom unter dem Michaelerplatz
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Wahrscheinlich auf keinem anderen Platz in ganz Wien ist die circa 2.000 Jahre alte Geschichte der österreichischen Hauptstadt so präsent zu sehen und zu erleben wie hier auf dem Michaelerplatz am Fuße der Wiener Hofburg. Was mittlerweile fester Bestandteil von Sightseeing-Touren durch Wiens Innenstadt für Touristen geworden ist, kam erst zwischen 1989 und 1991 – durch Bauarbeiten entdeckt und anschließend großflächig archäologisch untersucht – auf dem Platz zum Vorschein. Aber was eigentlich? Teile und Fragmente einer römischen Vorstadt aus der Zeit des römischen Reichs. Als wäre das nicht genug, offenbart uns dieser archäologische, unterirdische Fund auch Spuren aus dem 17. und 18. Jahrhundert: nämlich ein Keller und Begrenzungsmauern des so genannten Paradeisgartls. Für alle, die nicht ursprünglich aus Wien oder Österreich kommen und sich jetzt fragen, was es mit einem Paradeisgartl auf sich hat: Das war eine öffentliche Grünfläche – also quasi ein paradiesischer Garten, in der sich die Wiener Obrigkeiten im dortigen Kaffeehaus trafen und ihr Leben genossen. Was das Wiener Lebensgefühl angeht, hat sich also seit dem 18. Jahrhunder bis heute eigentlich kaum etwas geändert.
2. Katakomben unter dem Stephansdom
Der Stephansdom ist nicht ohne Grund eines DER Wahrzeichen in Wien. Seine opulente, wunderschöne Architektur begeistert sowohl Auswertige als auch Einheimische. Auch der Aussichtsturm – „Steffl“ genannt – wird mit seinen 343 Stufen regelmäßig von hunderten Besucher*innen erklommen, um die einzigartige Aussicht zu genießen. Doch die wenigsten von ihnen wissen wahrscheinlich, dass der Weg im Dom genauso auch nach unten über den Katakombenabgang im linken Seitenschiff in die Tiefe führt, wo es auch noch einiges mehr zu bestaunen gibt: Nämlich die geheimnisvollen Katakomben. Hier kommen Grusel-Fans mit Hang zum Morbiden auf ihre Kosten beim Anblick von aufeinander getürmten Skeletten, Schädeln und gestapelten Gebeinen, die hinter dickem Gitter ihre letzte Ruhe führen. Ihren Ursprung haben die Kellergewölbe im Jahr 1363. Seitdem bis 1576 war sie die wichtigste Familiengruft der Habsburger. Dort liegen aber nicht einfach „nur“ die Überreste von Herzögen, Monarchen und Fürsten. Sondern viel mehr mehrere Teile von ihnen in verschiedenen Gefäßen. Denn damals galt für die Adeligen der Brauch, dass ihre Eingeweide entnommen und in einem Behälter versiegelt werden sollten. Auch das Herz, als Sitz von Seele und Charakter, bekam noch eine besondere Sonderstellung mit einer eigens dafür gemachten Herzurne. Aber auch Gebeine von nicht adeligen Wienern wurden hier beigesetzt. Denn rund um den Stephansdom existierte ein Friedhof. Sobald ein Grab abgelaufen war, wurden die Überreste der Leichen in die Katakomben geschafft.
3. die Kanalisation als Filmschauplatz
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Obwohl die Österreicher selbst dem Noir-Film-Klassiker „Der dritte Mann“ von 1949 kaum Aufmerksamkeit schenkten, war der Thriller der populärste Film in Großbritannien. Dieser Film machte die Kanalisation Wiens, die am Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, quasi zu einer Berühmtheit, da die Kanalsysteme Kulisse für den Kultfilm boten, der einen Mordfall im zerstörten Wien nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt. Du kannst diese Schauplätze heute noch während den Sommermonaten ab Mai bei speziellen Touren in die Unterwelt Wiens besichtigen und dich fühlen wie Hauptdarsteller Orson Welles. Hier noch ein bisschen Movie-Trivia: Zur Zeit der Dreharbeiten gab es in Wien tatsächlich eine Polizeieinheit, die die Schächte und Kanäle der Kanalisation patrouillierte. Sie wurde die Wiener Kanalbrigarde genannt und bewachte seit 1934 das Kanalnetz. Denn die unübersichtlichen Gängen waren perfekte Verstecke für Kriminelle, Drogen, Diebesgut und andere tödliche Geheimnisse. Im Film wurden für die Schauspieler, die Polizisten verkörpern sollten, tatsächlich echte Polizisten aus genau dieser Abteilung angeheuert, die gerade nicht im Dienst waren.
Hast du jetzt Lust bekommen, das unterirdische Wien einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und dich dabei etwas gruseln zu können? Sehr gut! Wo du ansonsten auch noch Nervenkitzel bekommen kannst, ohne in die Tiefe steigen zu müssen, ist bei Exit the Room in Wien. Mit diesem Gutschein für einen Escape Room deiner Wahl wirst du zusammen mit deinen Teamkolleg*innen ein unvergessliches Abenteuer erleben. Achtung: Suchtgefahr! ;-)